Nelson, British Columbia // Everyone's relaxed in Nelson.

Photographed in mainly Nelson, BC
Kindly supported by the province of British Columbia

Good Morning John’, ‘Hi Barry – isn’t this the most perfect day?’ ‘Anna, great to see you. Feeling any better?’

Nelson, British Columbia, die bunte, stark künstlerisch angehauchte Stadt, in der sich vor allem Althippies, Freigeister und jene niederlassen, deren Job entweder freischaffender Journalist, Maler, Musiker, Bildhauer oder ähnliches ist. Nelson, eine Stadt, deren Zusammenhalt seinesgleichen sucht und deren Menschen jeden einzelnen Morgen strahlend und bestens gelaunt aus dem Haus zu gehen scheinen. Einwohner, die so entspannt und freundlich sind, das man sich im ersten Moment fragt, wo sich hier wohl die große Plantage mit dem grünen Gewächs befindet, welches sich so lustig rauchen lässt. //Fun Fact: Die Gesetzeshüter in Nelson nehmen es nicht so genau, ähnlich wie in Vancouver sind die Gesetze besonders locker und|oder ungenau. Die Politik ist super liberal und die Behörden dulden den Verkauf von Marijuana in den örtlichen Coffee Shops.// Fakt ist, die Gemeinde Nelson ist offen, exzentrisch, freundlich, grün, fröhlich und das Ganze nichtmal aufgesetzt. Fakt ist, wer in Nelson lebt, der hat sich genau dafür entscheiden und kann sich kein anderes Leben mehr vorstellen. Die Community wird gehegt und gepflegt, gemeinsam die verrücktesten Projekte auf die Beine gestellt (wie beispielsweise der Supermarkt Kootenay Coop, der eine Kooperative der Verbraucher ist, die den Supermarkt selbst finanzieren und betreiben und sich damit von den großen Ketten befreit haben – angeboten werden lokale Produkt, Gesundes und Biologisches, Veganes und Fair Trade, Wellness und Unmengen Obst und Gemüse.)

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Doch wir springen gerade meilenweit voraus, lasst uns von Vorn beginnen. Ende August verpassen wir unter dramatisch (dummen) Umständen unseren Flug nach Kanada, werden innerhalb von 12 Stunden umgebucht, packen hysterisch doch noch unsere Koffer, rasen nach Keflavik, verpassen dann in Toronto fast noch den Anschlussflug und kommen nach 16 Stunden Reisezeit völlig am Ende im Fairmont Hotel am Flughafen Vancouver an. Wir essen schnell zu Abend (selbst gebackenes Honigbrot und Lachs) und fallen unendlich müde ins Bett. Um sechs klingelt der Wecker erneut schrill und reisst uns aus einer traumlosen Nacht. Wir hetzten zum nächsten Terminal und warten auf den Flieger nach Castlegar. Zu sagen wir wären verschwitzt, verschämt und angespannt ist eine höllische Untertreibung. Unserer Meinung nach steht diese Reise unter einem schlechten Stern und könnte möglicherweise einfach nur schlimm werden, aber man soll ja positiv denken, also reissen wir uns zusammen. Tatsächlich macht der Flug in der Propellermaschine die morgendlichen Trübsalsgedanken wett, denn wir fliegen durch grüne Rockies, die im Sonnenaufgang leuchten. Wer sich da nicht mit dem Tag aussöhnt, hat selber Schuld. Nach einer holperigen Landungen springen wir bei unseren Guide Rick in den Bus und brechen mit ihm zusammen zum ersten Stop unserer Reise auf: Nelson, BC. Nach zehn Minuten sind wir drei beste Freunde und haben das Gefühl uns bestens zu kennen. Wir lachen, quatschen und Rick erzählt uns von Nelson, der sogenannten ‘Queen City’ in den West Kootenay Rockies. “Ihr werdet es lieben. Alle sind super entspannt, es ist eine großartige Gemeinschaft. Viele der Gebäude sind noch aus der Zeit des Silberrausches und wunderschön restauriert. Und das Essen! Eine riesige Restaurant und Café Szene, mehr als 70 Läden in der kleinen Stadt. Alles lokal produziert und frisch und ach, ihr werdet es ja sehen. Ein Paradies für Outdoor Fanatiker ist es obendrein.” Unsere Neugier ist geweckt, soviel ist klar.

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Wir sind unendlich müde, geben dem Gefühl aber keinen Raum, sondern ziehen uns nur schnell um und machen uns auf, die Stadt ein wenig zu erkunden. Frühstück finden wir direkt um die Ecke, im John Ward Fine Coffee. Es ist 11:00Uhr am Vormittag und bereits super warm, die Sonne schleicht den Horizont herauf und wir schälen uns aus den Strickjacken. Cappuccino und Müsli helfen uns dabei, langsam wieder in die Gänge zu kommen und wir saugen unsere Umgebung in uns auf. Der Laden summt und brummt, ein junges Mädchen mit riesigen Kopfhörern hämmert lächelnd in die Tastatur ihres Laptops. Vor der Tür sitzt ein älteres Ehepaar mit seinen zwei Hunden, barfuß und mit Farbe bekleckerten Shorts. Die Stimmung ist locker, niemand macht dem anderen hier was vor, kümmert sich um Looks oder sonst irgendwas. An der Straße tanzt ein Jugendlicher mit freiem Oberkörper zu Techno Beats, die nur er hören kann. Wir müssen grinsen. Auf dem Weg durch die Stadt sehen wir, wie jeder jeden grüßt, die Polizistin vor dem Bankgebäude einen netten Schwatz mit einem älteren Herrn hält, der ihr scheinbar einen Coffee to go mitgebracht hat. ‘Wo sind wir hier?’ fragen wir uns. Wir schlendern an einem wunderschönen alten Gebäude vorbei, dass bis unter die Decke mit antiquierten Büchern gefüllt ist, an einer kleinen Boutique, die selbstgemachte Seife verkauft und landen dann in einem niedlichen Laden, der Tee vertreibt. Der Durst lässt uns zwei riesige Homemade Ice-Teas bestellen, die unendlich gut schmecken. Wir kaufen glitzernde Karten und eine süße Teebox mit Sahne-Karamell-Rooibush, verlieben uns in die Einrichtung und in die Macarons, die wir trotz Frühstück auch noch probieren müssen.

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Da ganz Nelson auf einem Hügel liegt, steigen wir die leichten Anhöhen hinauf in die Nebenstraßen und verlassen die Innenstadt. Wir kommen an den abgefahrensten Häusern vorbei. Anthroposophen & Hippy -Heaven, ganz klar. Wilde Gärten, Hängematten, offene Haustüren, überwachsene Tore – alles ganz rumpelig gemütlich, alle Menschen tiefenentspannt. Der Himmel ist vom Rauch der Waldbrände, die in der Gegend wüten, ganz verhangen. Eine merkwürdige Stimmung liegt über der Stadt und wir fühlen uns fast schon unwirklich, als wären wir in einem Film. Als wir zurück am Hotel sind, holt Rick uns zum Stand Up Paddling ab. Wir laufen den Weg zum Stadtstrand, durch einen grünen Park, vorbei an hunderten Gänsen und entlang einer kleinen Bimmelbahn. Das Freizeitpark-Feeling nimmt erneut überhand. ‘Das ist doch hier nicht echt…’ Wir leihen Boards aus und bekommen eine kurze Einführung, dann geht es auf den Kootenay Lake. Der Himmel ist mittlerweile stark verdunkelt, ein milchig gelber Dunst liegt über dem Wasser und verdeckt die Berggipfel – es ist eine unbeschreibliche Stimmung. Wir lassen uns fast eine Stunde lang treiben, paddeln die Boards unter der großen Brücke hindurch und werden ab und zu durch ein Schnellboot durchgeschaukelt.

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Das Abendessen findet im All Seasons Café statt, mit bestem Wein und unglaublich gutes Trüffel-Risotto, alles lokal produziert, versteht sich. Hier treffen wir Peter, Herausgeber der Magazins ‘Kootenay Mountain Culture’. Er ist begeisterter Mountainbiker, trägt karierte Vans und eine wilde Lockenmatte. Er ist, wie sollte es anders sein, tiefenentspannt, lacht viel und liebt seine Stadt. Er fotografiert, schreibt, treibt Sport, wann immer er kann und sein liebstes Wort ist ein ‘aye’ an fast jedem Satzende. Wir sitzen zwei Stunden auf dem Patio im Hinterhof des Restaurants, Lichterketten hängen in den Bäumen und wir reden von großen Träumen und den kleinen Momenten des Lebens, bis wir recht deutlich einen im Tee haben und zurück zum Hotel aufbrechen.

Der nächste Tag beginnt mit einem Highlight. Wir treffen John, den ‘inoffiziellen Bürgermeister der Stadt’, der mit seiner Rösterei und dem dazugehörigen Café gefühlt die halbe Stadt mit Kaffee versorgt. JEDER kennt John und in der Zeit, die wir mit ihm verbringen, wird er ca. 20x mit Namen gegrüßt. Man kennt sich eben. Und man mag sich offensichtlich. Wir können es nachvollziehen, John ist, wer hätte es erwartet, Entspannung in Person und muss einfach den Ausspruch ‘all things chill’ erfunden haben, wir können es uns nicht anders vorstellen. Wir essen Frühstück auf der belebten Terrasse und bekommen ein Panini serviert, das uns aus den Socken klatscht. Müssten wir uns ein Frühstück für den Rest unseres Lebens aussuchen, John, es wäre dein Panini. Lokal, frisch, eco friendly, fair und vegetarisch – wir haben keine Ahnung, was genau die Geheimzutat war, aber MAN, best breakfast ever. Dann nimmt er uns mit in seine Rösterei. Sie liegt oben am Hang, in einem der ältesten Gebäude der Stadt und ist wie John selbst. Eigen, ungewöhnlich, entspannt. Er sammelt Kunst an den Wänden der kleinen Produktion, ein jedes hat eine völlig abgefahrene Geschichte, die meisten mit Signatur. ‘John, thanks for the wine and your wisdom’. Wir glauben sofort, dass dieser Mann eine Antwort auf jede Frage der Welt in petto hat. Das Licht fällt durch die Fenster und taucht all die Sammelstücke in Gold. Gestempelt und verpackt wird hier per Hand, die Bohnen kommen aus aller Welt und sind selbstverständlich fair trade. John liebt die Natur, er lebt auf einer kleinen Insel vor der Stadt, wo er sich sein eigenes Refugium gebaut hat, wie er uns erzählt. Wir haben sofort ein Bild vor Augen. John ist einer der Menschen, der dein Leben bereichert, selbst wenn du dich nur ein, zwei Stunden mit ihm unterhältst.

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Im Anschluss steigen wir auf’s Bike. Da die Steigung ganz schön gewaltig ist, setzt der Fahrradverleih auf E-Bikes und wir schwingen uns so leicht motorisiert in höhere Lagen und auf den Nelson eigenen ‘Great Trail Abschnitt’. Der Trans Canada Trail ist ein Wanderweg von Küste zu Küste, auf welchem man zu Fuß oder per Bike das gesamte Land durchqueren kann und seit 25 Jahren in ‘der Mache’, umfasst 24.000km und 15.000 Communities. Wie Nelson. Durch die Wildnis, über Wasser und Straßen, vor allem aber Wanderpfade. Freiwillige haben das non-profit Projekt über all die Jahre gebaut und finanziert, immer mit dem Traum, den längsten Trail der Welt zu erschaffen. Seit Kurzem sind alle Punkte verbunden und das Vorhaben damit geglückt. Wir stehen mit unseren Bikes auf einem der tausenden Kilometer und schauen von oben über Stadt und Kootenay Lake.

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Gegen Abend segeln wir also über die Kootenay Bay, mittlerweile ist die Luft regelrecht dick vom Rauch. Wir kommen an unserer Unterkunft an, die uns an ein Motel aus einschlägigen Horrorfilmen erinnert, einfach, weil darum herum nichts und niemand ist. Nur dichter Wald. Wir springen schnell unter die Dusche und machen uns dann auf den Weg zum Dinner, welches im Kootenay Cabin Restaurant serviert wird, das direkt am Wasser liegt. Wir sitzen in der noch immer erhitzten Luft auf der Terrasse, essen Pizza und Wassermelonen Salat, während die Sonne glühend Rot hinter den vom Rauch verschwommenen Bergen versinkt. Ein einsamer Ruderer zieht seine Bahnen und wir finden, es könnte jetzt nicht viel idyllischer werden. Selbstgemachte Eiscreme aus Kokosmilch und Cider runden den Abend ab und wir können kaum einschlafen, vor lauter Restadrenalin und all den zu verarbeitenden Eindrücken.

Am Morgen holen wir uns nur eine Zimtschnecke an einer kleinen Bude mitten im Wald, eingerahmt von perfekten ‘Cabin in the Wood’s und schwarzen Kaffee im Pappbecher, bevor wir für weitere drei Stunden im Van sitzen, um den nächsten Abschnitt unseres Trips zu erreichen. Auf der langen Fahrt halten wir in Creston, für ein zweites Frühstück aus Mint Brownie und geeistem Karamell Frappuccino und bewundern die Wandmalereien der First Nations. Eigentlich wollen wir durchfahren, aber die ganzen Farmer’s Markets am Straßenrand sind zu verlockend und wir kaufen frische Kirschen, Aprikosen und Melone. Die Farben des Obstes machen schlichtweg glücklich und wir bereuen es kein bisschen, erst auf die letzte Minute zu unseren Unternehmungen in Fernie einzutrudeln. Doch dazu ein andermal mehr.

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Für alle, die überlegen, ob Nelson ein Ziel für sie ist – hier nochmal ein paar der wichtigsten Fakten im Überblick:

Alte, viktorianische Stadt im Herzen der Kootenay Rockies und direkt am See gelegen. Einladende, kompakte Innenstadt, die man super ablaufen kann, mit allem, was das Shopping Herz begehrt – in einzigartigen Boutique Stores. Antik Geschäfte, Buchläden, Kleidung, Selbstproduziertes, Kunst, Outdoor Equipment und wöchentliche Farmer’s Markets. Die Kunstszene brummt, es gibt fast jeden Abend live Konzerte. Mehr als 70 Restaurants werden in Nelson betrieben, darunter indisch, mexikanisch, griechisch, thailändisch und japanisch – ein Paradies für jeden Foodie. Lokal produziertes organic Beer findet sich in den Pubs der Stadt, genauso bester Wein der Region. Kaffee hat einen echten Kultstatus und so finden sich auch Cafés an jeder Ecke. Ein Muss ist Frühstück bei John im Oso Negro. ‘Good morning John’. Outdoor Enthusiasten kommen besonders auf ihre Kosten. Kayak fahren, Stand Up Paddling, Mountain biking, Wandern, Rafting und Golf dominieren im Sommer. Im Winter ist der Schnee beeindruckend und Nelson gilt als die beste Ski Stadt in Nordamerika. Alpine, Nordic und Cat Skiing werden dann groß geschrieben.

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